Katastrophen und Zweitidentitäten

Noch immer suche ich nach einem adäquaten Weg, die Welt untergehen zu lassen. Was auch immer es ist, es muss etwas Grandioses sein. Eine wirklich coole Katastrophe.

Meine Muse und ich diskutierten neulich, welche Katastrophe man wohl als eigene Identität hätte. Wäre man vielleicht eine Feuersbrunst?

Eine Feuersbrunst zum Beispiel könnte in einer Feuerlöscherfabrik ausbrechen. Würden die Feuerlöscher dann aufgrund der Hitze explodieren? Würde das austretende Löschmittel die Feuersbrunst löschen? Auf jeden Fall würde dieses Feuer das Wort Ironie neu definieren.

Oder wäre man vielleicht eine Sintflut?

So eine Sintflut ist eine heimtückische Angelegenheit. Denn eine Sintflut beginnt vermutlich ganz harmlos. Es ist ein trüber Novembernachmittag. Der Himmel ist grau bewölkt und es regnet. Es ist nur ein leichter Niesel. Der Regen wird stärker. Am übernächsten Tag hat der Regen immer noch nicht aufgehört und sich inzwischen in einen wahrhaftigen Guss verwandelt. Bis zum 20. Dezember fiel dann so viel Regen, dass sämtliche Landmassen überflutet wurden. Niemand hat ernsthaft mit diesen Wassermassen gerechnet.

Ja, es könnte eine Menge Spaß bringen, eine Sintflut zu sein. Man schlendert fröhlich vor sich hinpfeifend durch die Gegend, spritzt ein bisschen mit Wasser umher und drei Wochen später holt man grinsend das C-Rohr raus. Die Rettungsschlauchboote, die eine Handvoll überlebenswütiger Menschen aufgeblasen hat, treibt man einfach auf scharfkantige Felsen.

Das ist euch zu hinterlistig? Dann seid ihr wohl eher die Typen „seismische Aktivitäten”. Ihr stapft ordentlich mit dem Fuß auf. Die Erde erbebt unter euren Schritten. Unterwegs trampelt ihr auf ein paar Häuser und macht die Metropolen dieser Welt platt. Yes Sir! So einfach geht das. Einfach, laut und auffällig.

Die Bibel spricht, soweit ich mich erinnere, unter anderem von einer Heuschreckenplage. Nun, ich glaube nicht wirklich an die Heuschrecken. Aber eine Plage sollte sich organisieren lassen. Man engagiere einen begabten Gamedesigner und ein paar gute Programmierer. Mit deren Hilfe entwickle man DAS Massivly Multiplayer Online-Game überhaupt. Die Mutter aller MMOs sozusagen. Für jeden ist etwas dabei. Der Stratege platziert die Einheiten und erteilt ihnen die entsprechenden Einsatzbefehle. Der Rollenspieler – der klassische Rollenspieler natürlich – lenkt die einzelne Einheit (Rollenspielerdeutsch: die Party) entsprechend der Einsatzbefehle des Strategen. Und die Actionheroes lenken die einzelnen Figuren egoshootermäßig und tun ihr Bestes, den Gegner wegzuballern. Oder heizen im Panzer durch die Gegend.

Ich spare jetzt die Wirtschaftssimulatoren (hier bekommen die Bankmanager ihre Spielwiese) aus. Ich denke, jeder weiß, was ich meine. Es geht um ein Spiel, das so erfolgreich ist, dass es jeden – absolut und vollkommen jeden – vor den Computer oder die Konsole fesselt. Bis die Menschen irgendwann von ihren Stühlen kippen.

Ich selbst bin dabei aber etwas perfider. Denn ich bin der große Glücksgott. Ich, der große Glücksgott, schenke jedem Menschen einen mehrfachmillionenschwerer Lottogewinn. Ja, auch denen, die gar nicht Lotto spielen. Ja, ich mache den Menschen eine Freude. Niemand soll mehr arbeiten gehen müssen. Und was habe ich davon? Ganz einfach: Die Folge dessen, dass niemand mehr arbeiten gehen muss, ist mit einer Wahrscheinlichkeit, die sich 100% nähert (von oben), dass auch niemand mehr arbeiten geht. Und dann? Bricht die Weltwirtschaft zusammen. Chaos wird die Welt überschatten. Die Welt geht zugrunde. Oder aber die Menschheit besinnt sich auf gewisse Werte und hört auf Glück über materielle Dinge zu definieren.

Ja, ich bin der Glücksgott. Ja, ich bin das Chaos. Viel Spaß noch mit euren Millionen! Ha ha ha!

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