Regionalprogramm

Regionalprogramm für Tod & Co.!

Andere Länder, andere Sitten. So spricht der Mund des Volkes und er spricht wahr. Was bei uns ein Ausdruck der Höflichkeit ist, gilt woanders schon fast als Beleidigung. Was hier als moralisch fragwürdig betrachtet wird, ist da eine Selbstverständlichkeit und wird sogar von der Verfassung gedeckt. So drängt sich die Frage auf, ob unter diesen Umständen eigentlich ein vorschriftsmäßiger, globaler Weltuntergang stattfinden kann?

Betrachte ich unsere Welt, stelle ich fest, dass dies nicht einfach wird, denn die Dienstkräfte, die für die Durchführung der Veransteltung zuständig sind, werden überall auf die unterschiedlichsten Hindernisse stoßen.

Betrachten wir zu Anfang gleich Deutschland. Man sollte auf den ersten Blick denken, hier gibt es keine Probleme. Doch dies ist ein großer Irrtum

Der Deutsche ist gemeinhin bis in die Haarspitzen durchorganisiert. Wird der Weltuntergang nicht ausreichend lange im Vorfeld angekündigt und beschlossen, gibt es Probleme, schließlich sind so viele Dinge zu regeln. Feuerbestattungen auf dem offenen Felde sind nicht gestattet. Also ist im Vorfeld durch die Behörde zu klären, was nach dem Weltuntergang geschehen soll. Sozialleistungsträger müssen Aufhebungsbescheide für die Zeit nach dem Weltuntergang erlassen und die Zahlungen einstellen.

Und wenn dann die vier Apokalyptischen Reiter nebst Weltuntergangsengeln einreiten? Dann werden sie zunächst festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt, denn die von ihnen durchgeführte Demonstration war nicht genehmigt und sie trugen Waffen (Sense, Flammenschwerter etc.), die nach dem Waffengesetz nicht erlaubt sind.

Ganz anders ist es in den USA. Nicht, dass es dort keine Probleme geben wird, die Welt untergehen zu lassen. Die Probleme sind aber so ganz anders als hier.

Begeben wir uns für einen Augenblick nach Texas. Unbarmherzig brennt die Sonne hernieder. Vier einsame Reiter reiten gemächlich durch den Staub auf der Straße. An einem weißen Haus, in dessen Garten 5 Apfelbäume blühen, machen die Reiter halt. Sie steigen ab, schreiten ruhig auf die Eingangstür zu und klopfen. Die Tür öffnet sich einen Spalt.

“Verzeihung …”, beginnt der längste, aber auch hagerste der Reiter mit einem angenehmen Bariton.

PENG! Der Lauf einer Flinte war durch den Türschlitz erschienen und der Besitzer des Hause brannte Tod eine Ladung Schrot über. Tod rappelt sich auf und rennt begleitet von Krieg, Hunger und Pestilenz zu den Pferden zurück.

Ja, der Weltuntergang ist gefährlich für die Reiter der Apokalypse in einem Land mit so starker Waffenlobby.

Schockiert reagieren die Briten.

Am Nachmittag im Londoner Hide Park: “My goodness! Die Vier Reiter? Es ist doch Teatime!”

Ja, auch in Großbritannien stoßen die Boten des Unterganges auf Ablehnung.

Viel herzlicher werden sie in Neapel aufgenommen. Tod klopft an eine Tür und eine ältere Dame öffnet:

“Mamma mia! Wie siehste Du denne ause? Ganz abgemagerte! Komm, setz Diche! Iss erstmal etwas!”

Und Tod bekommt erst einmal einen großen Teller Spaghetti .

Zwei Stunden später in Moskau:

“Strasdwujdje Towarischie! Dawajtje! Trätet ein! Möchtet [das ch wird dabei wie in “ach” ausgesprochen.] ihr etwas trienken? Saditjes!”

Fünf Flaschen Wodka später haben die Reiter vergessen, warum sie eigentlich hier sind. Ja, auch in Russland ist der Empfang vollkommen herzlich. Jedoch ist der Weltuntergang gefährdet. Obwohl natürlich gerade der wodkabedingte Rauschzustand die Reiter zu eben jenem Unfall verleiten könnte, der das Ende der Welt schließlich einläutet.

Als die Vier schließlich nach China wollen, stehen sie einem unüberwindlichen Hindernis gegenüber. Erstaunt und erschüttert stehen sie vor dem monumentalen Bauwerk und Krieg sagt schließlich: “Die Mauer muss weg!”

Ja, die Boten der Apokalypse werden in jedem Winkel der Welt unterschiedlich empfangen. Mal freundlich, mal geordnet, mal abweisend. Manchmal auch mit Kultur. Als die Reiter schließlich München erreichen, tritt ihnen ein gewisser Edmund S. entgegen.

“Jo mei! Wes ies denn doas? Doa machts ihr Vier, doas ia hoamkommt, sonst setzts woas!”

Aus dem offenen Fenster seines Haus tönt dabei Wagners Walkürenritt.

Meine Freunde, liebe Weltuntergangsgemeinde, das Ende der Welt wird kommen. Ob der Weltuntergang aber wirklich durchgezogen werden kann, ist bei näherer Betrachtung fraglich.

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1 Gedanke zu “Regionalprogramm

  1. Werter Meister,

    es ist in der Tat fraglich, ob der Weltuntergang vorschriftsmäßig und global stattfinden kann. Die apokalyptischen Reiter können einläuten so viel sie wollen,
    aber wundern werden sich die Herren Reiter mehr als das ein oder andere Mal.

    Eine kleine, beschauliche Stadt im Ruhrgebiet mit dem lieblichen Beinamen: Die Stadt der 1000 Feuer, Nomen est omen sag ich da nur, wird den Weltuntergang ebenfalls
    unbeschadet überstehen.

    Wie denn das ? Ganz einfach.

    Die Reiter reiten und apokalypsen vorschriftsmäßig vor sich hin. Sie hinterlassen 1000 Feuer und heiße Asche.

    Also: Alles so wie immer in dieser einen Stadt.

    Das Schlachtfeld rot glühend, die grüne Weltuntergangskugel will grade alles verschlingen, da ertönt die eine Hymne durch die gespenstische Stille des Weltenunterganges.

    STOP. Ist ein Weltuntergang wirklich so still ?

    Hymne. Die eine Hymne. Sie erklingt unabhängig davon, ob es nun still ist oder nicht.

    http://www.youtube.com/watch?v=5ETF0ngwm9A

    Das Volk steht auf wie ein einziger Mann. Schüttelt von sich die Glut der 1000 Feuer, sucht die fehlende noch im Staub liegende Adilette, man bestellt eine Curry Wurst und derartig gestärkt werden die “Meister der Herzen” in die nächste Saison starten, in die Saison nach dem Weltuntergang. Also: Alles so wie immer in dieser Stadt.
    Keine Chance für die Reiter der Apokalypse. Chancenlos der Weltuntergang.

    Mit freundlichem Glück Auf !
    und einem lieben Gruß nach Lüdenscheid-Nord von Herne-West
    weltuntergangsgrün und königsblau bis in den Tod

    Die Dunkelfürstin und das Gute Gewissen

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