Der Weltuntergang ist gefährlich, weil… Teil 1 von x – Die Prepper

Dass der Weltuntergang nicht ohne Gefahren ist, versteht sich fast von selbst. Die Sonne wird zum roten Riesen, Glut und Asche regnen auf die Erde, Krieg, Hunger, Tod und Pestilenz reiten durch die Welt – klar, dass man besser vorsichtig ist. Vorsicht ist besser als von Zombies gefressen zu werden.

Aber es gibt viel reellere Gefahren im Zusammenhang mit dem Ende unserer geliebten Welt als untote Kreaturen und diese Gefahre sind allgegenwärtig. Da ist zum Beispiel der Fall des Benjamin A. aus Berlin, über den ich heute einen wundervollen Artikel auf der Internetpräsenz der ZEIT las:

http://www.zeit.de/campus/2017-04/weltuntergang-vorbereitung-apokalypse-ueberleben-tipps

Herr A. beschäftigt sich also ernsthaft mit dem Weltuntergang. Er hortet Vorräte und er will andere Menschen auf das Ende aller Tage vorbereiten. Ein ehrgeiziges Unterfangen, wenn Sie mich fragen, denn eigentlich befürchte ich, dass diejenigen, die die Seminare des Herrn A. besuchen, ohnehin nicht überlebensfähig sind. Sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit schon daran zugrundegehen, dass ihre Smartphones nicht mehr funktionieren.

Doch ich mag die Besucher des Herrn A. auch unterschätzen. Ich will mir kein Urteil über sie anmaßen. Vielmehr sind es die Dinge selbst, die von Benjamin A. kommen, die mir Sorgenfalten ins Gesicht zaubern.

Überzeugende Szenarien?

Fast hätte mich jung Benjamin überzeugt, dass der Weltuntergang unausweichlich in den nächsten 540 Tagen stattfinden muss. Herr A. ist überzeugt, es könne jederzeit ein flächendeckender Stromausfall ein Kernkraftwerk zur Explosion bringen, welches dann mit gefährlichen Viren und Klimawandel allgemeinen Terror verursacht.

Gut, Benjamin fast die Dinge nicht zu einem Szenario zusammen. Es könnte das Eine passieren oder auch das Andere. Aber wie wahrscheinlich ist das eigentlich? Ein gefährlicher Virus, der die Menschheit an den Abgrund bringt? Ja, es gibt Viren, gegen die zur Zeit noch kein Kraut gewachsen ist. Aber das Supervirus, dass alle tötet (bis auf eine Handvoll auserwälter Amerikaner – schon einmal Stephen Kings “The Stand” gelesen?) oder in Zombies verwandelt (Hollywood sei dank gibt es genügend filmische Belege hierfür) klingt doch sehr nach billiger Science Fiction. Im Klimawandel stecken wir drin. Aber es ist fünf Minuten vor zwölf, nicht fünf Minuten danach. Und Donald Trump hat ja in Amerika saubere Kohle gefunden.

Nehmen wir an, ein Atomkraftwerk würde explodieren. Nehmen wir an, der Terror würde uns eine solche Explosion bescheren. Würde die Welt davon untergehen? Eher nicht. Ein begrenztes (mehr oder weniger großes) Areal wäre akut verseucht. In der näheren Umgebung des Kraftwerkes müsste sich niemand mehr Sorgen um Überlebenspraktiken machen. Aber Welt und Menschheit würden grundsätzlich weiter bestehen. Von Postapokalypse wäre eher nichts zu bemerken.

Nein, all die Szenarien, die Herr A. aufzählt, überzeugen mich nicht. Vielleicht bin ich ein ungläubiger Thomas. Aber all diese Szenarien schrecken mich nicht. Wie sehr all dies an den Haaren herbeigezogen scheint, offenbart mir ein Satz des Herrn A.: “Bei einem flächendeckenden Stromausfall droht Atomkraftwerken der Super-GAU…”

GAU heißt “Größter anzunehmender Unfall”. Was kann schlimmer sein als der größte anzunehmende Unfall, dass es einen “supergrößten anzunehmenden Unfall” ergäbe? Vielleicht der Wahnsinnsstörfall, den niemand annimmt und der dann doch gleich den ganzen Planeten sprengt?

Bei einem flächendeckenden Stromausfall sollten in einem Atomkraftwerk, das nicht aus dem Discounter stammt, nebenbei Notaggregate anspringen, die weiterhin für die notwendige Kühlung sorgen. Mag sein, dass die Notaggregate es nicht tun. Die Gefahr besteht aber zumindest theoretisch auch ohne flächendeckenden Stromausfall.

Supermärkte können nicht beliefert werden, wenn es keinen Strom gibt? Ich denke, im Notfall geht das auch mit dem Pferdekarren. Sie könnten nur nichts verkaufen, weil die Kassen nicht funktionieren. Sie müssten auch nichts verkaufen, weil die Einkaufslisten-Apps auf den Mobiltelefonen nicht mehr funktionieren.

Also nein, Herr A. schafft es nicht, mir verständlich zu machen, warum jederzeit die Welt oder auch nur die Menschheit untergehen können sollte.

Was tun, wenn es doch passiert?

Nehmen wir kurz an, der unwahrscheinliche Fall des Weltuntergangs tritt doch ein. Für Oktober ist ja die Kollision des Planeten X mit der Erde geweissagt (http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2017/01/07/weltuntergang-kollidiert-die-erde-am-5-oktober-2017-mit-planet-x/). Was dann?

Für mich gilt als allererstes: Keine Panik!

So sicher wie die Antwort 42 ist, so sicher ist auch, dass Panik alles nur verschlimmert. Sollte es tatsächlich Planet X oder Nibiru sein (oder die Erde für eine intergalaktische Hyperraumschnellstraße gesprengt werden), lohnt sich Panik ohnehin nicht. Und letztlich verbessert Panik meine Lage nicht.

Klar, im Falle einer Kollision der Erde mit einem anderen großen Himmelskörper, wird mein Kühlschrank seinen Dienst versagen. Aber für 2-3 Tage dürften noch Vorräte da sein. Zeit genug, planvoll an die folgenden 10 Tage heranzugehen.

Sicher, irgendwann ist auch die letzte Burgerbude von der Vegetation verschlungen. Das dauert aber eine Weile. Und solange es Brennstoffe gibt, mit denen man einen Grill betreiben kann, kann man auch Burger braten. Sofern man Fleisch hat. Aber irgendwo finden wir auch einpaar Kühe, Schweine oder Ratten. Ja, Ratten! Sogar Sylvester Stallone aß in Demolition Man einen Rattenburger und er mundete ihm.

Also: KEINE PANIK! Obwohl… Die Panik ist ja schon da! Die Gurus der Prepper-Szene bringen die Panik unter die Menschen. Im Internet wird diskutiert, wie viel Land man braucht, um sich selbst zu versorgen. Ich sage: Wahrscheinlich keins, denn die, die sich jetzt in vorauseilender Panik vorbereiten, werden die ersten sein, die dran glauben müssen. Das sind nämlich die Menschen, denen die Unvorbereiteten an den Kragen gehen werden, um an die Vorräte der Prepper zu kommen.

Und ehrlich: Wenn nebenan das AKW in dien Luft fliegt, würde ich meinen Acker (so ich dazu noch in der Lage bin) schnellstens verlassen. Anderenorts gibt es mit Sicherheit Kommunen, die sich gemeinschaftlich versorgen. Welchen Sinn ergibt es also, sich Gedanken über die zur Selbstversorgung notwendige Grundstücksgröße zu machen? Keinen! Man muss nur lange genug überleben, um eine solche Gemeinschaft zu finden oder mit anderen zu gründen.

Und ganz wichtig: KEINE PANIK!

Und die eigentliche Gefahr?

Die eigentliche Gefahr sehe ich in den Preppern selbst.

Sollen sie sich vorbereiten! Daran ist nichts auszusetzen. Aber es muss für alles Grenzen geben.

Benjamin A. bewegt sich dem Zeitungsartikel nach stets mit seinem apokalypsegeeigneten Rucksack durch die Stadt. Da der Weltuntergang ja sekündlich droht, ist das… “Eine gute Idee”, hätte ich beinahe geschrieben. Aber ich bin mir ja einig, dass die Gefahr größer scheint, als sie ist. Gäbe es eine physikalische Größe für die Wahrscheinlichkeit des Weltunterganges, läge diese wahrscheinlich im gerade eben noch messbaren Bereich von 0,000384 nApo (Nanoapokalypsen).

Lese ich, was Benjamin im Ruck mit sich trägt, rechne ich ihm aber ehrlich gesagt ohnehin keine großen Chancen aus.

Er hat einen Kompass bei sich, so findet er immer nachhause.

Berlin ist groß, das gebe ich zu. Man kann sich in Berlin verlaufen, auch das räume ich ein. Aber so groß Berlin ist, so viele Wegmarken gibt es. Einen Kompass, um im Falle des allgemeinen Untergangs der Berlin umliegenden Gebiete in Berlin nachhause zu finden?

Es gibt Straßenschilder, U- und S-Bahnstationen und markante Gebäude, die mir sagen, wo ich bin und wo ungefähr ich hin muss. Versuchen Sie einmal, sich ohne Navi in Berlin zurechtzufinden! Sehen Sie den Fernsehturm? Na daran kann man sich doch gut orientieren, oder?

Benjamin A. hat ein Erste-Hilfe-Set bei sich. Ja, die Idee ist wirklich gut. Kann man unter Umständen aus außerhalb der üblichen Weltuntergangszeiten gebrauchen. Im Falle einer apokalyptischen Katastrophe findet man aber in der großen Stadt ganz sicher noch eine Apotheke o.ä., die man um Verbandszeug und ein paar Medikamente erleichtern kann.

Herr A. hat natürlich auch eine Powerbank in seinem Rucksack.

Hä? Eine Powerbank? Um mein Handy, dass aufgrund des allgemeinen Versagens der Mobilfunknetze nicht mehr funktioniert, mit Strom zu versorgen? Vielleicht sollte man die Powerbank doch durch ein Walkie Talkie und 3-4 Sätze Batterien ersetzen.

Und so wird passieren, was passieren muss: Die große Glocke ertönt und der Weltuntergang wird eingeläutet. Benjamin A. aus Berlin ist beruhigt, denn er hat alles dabei, was er zum Überleben braucht – Kompass, Medikit, Powerbank. Aber er hat keinen Empfang! Benjamin fängt an zu schwitzen, während er fieberhaft versucht, sein Telefon in Gang zu kriegen. Er bekommt Angst, wird panisch, rennt wild durch die Gegend. Autos bremsen, geraten aus der Spur und krachen ineinander, als sie dem Panischen ausweichen. Es gibt Hunderte Tote. Nicht durch den Weltuntergang selbst. Durch die Panik der wildgewordenen Prepper, die plötzlich bemerken, dass sie bei ihren Vorbereitungen ein paar wesentliche Dinge übersehen haben.

Doch der Clou kommt erst noch! Die Pointe steckt in diesem Absatz: “Auch ein Fluchtrucksack ist gepackt. Darin: robuste Kleidung, Seile, Messer, eine Machete – die braucht er, falls er sich den Weg freikämpfen muss. Denn wenn Benjamin es eines Tages nicht mehr bis nach Hause schafft, kann er sich damit eine Fluchtschneise durch den Großstadt-Dschungel schlagen. Danach will er die Stadt Richtung Norden verlassen und in der Wildnis ums Überleben kämpfen.”

Ob nach Norden, Süden, Osten oder Westen ist vermutlich im Moment noch egal. Wenn eine wütende Dämonenmeute aus dem Norden über Berlin hereinbricht, würde ich mich vermutlich eher in die entgegengesetzte Richtung absetzen.

Robuste Kleidung, Seile, Messer – geschenkt! Wenn man in der Natur überleben will, ist das ganz sicher brauchbar. Selbst die Machete könnte dort gute Dienste bei der Beschaffung von Brennholz leisten.

Doch dafür hat Benjamin die Machete nicht. Sie ist für den Fall, dass er es nicht bis nach Hause schafft, damit er sich eine Fluchtschneise durch den Großstadtdschungel schlagen kann.

Lassen Sie diese Worte kurz wirken! Lassen Sie uns diese Worte auseinandernehmen!

Es ist wohl sehr unwahrscheinlich, dass die Großstadt ganz plötzlich in weltuntergänglichem Ausmaß von Pflanzen überwuchert ist, durch die man sich mit der Machete kämpfen muss. Durch was – oder durch wen – will sich Benjamin A. also eine Schneise schlagen? Durch Zombies? Oder durch die Menschen, die in Panik geraten?

Die Zombies sind Hollywoods Werk, darüber herrscht vermutlich Einigkeit. Blieben also panische Menschen. Was, wenn ich in dieser Situation Benjamin A. über den Weg laufe? Ich bin nicht schuldig am Weltuntergang und ich bin auch keine Bedrohung für Herrn A. Nicht einmal angesichts des Endes der Welt. Aber er ist eine Bedrohung, denn er hackt sich mit einer Machete den Weg frei.

Und genau deshalb ist der Weltuntergang so gefährlich.

Und genau deshalb sollte man im Fall eines Falles abwarten, bis die Prepper aus der Stadt geflohen sind. Dann können wir uns in Ruhe und ohne Panik auf unser Überleben konzentrieren.

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