Die wahren Retter der Menschheit

Die Kugel den Weltuntergangs

Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Ich rede von Social Networks und Massivly Multiplayer Onlinegames. Gerade Spiele werden ja gerne als Ursache für irgendwelche furchtbaren Dinge herangezogen. Beispielsweise wird ein bekanntes Fußballvideospiel für die WM-Feier 2014 in den Niederlanden verantwortlich gemacht. Nach der Feier wird dann die Playstation ausgeschaltet.

Ja, allenthalben werden Videospiele und Social Networks jetzt schon für den Untergang der Menschheit verantwortlich gemacht, weil jeder nur noch vor dem Computer sitzt, niemand mehr hinausgeht, soziale Interaktion in der Realität nicht mehr stattfindet und es somit keine der Arterhaltung dienenden Aktivitäten (Fachleute sprechen hierbei von Sex) mehr gibt. Und doch prophezeie ich, dass genau diese Menschen die wahren Retter der Menschheit sind.

Wie das? Ganz einfach:

Es ist der 5. November 2013. Die Meere laufen über, der Yellow Stone bricht aus und ein riesiger Asteroid ist auf Kollisionskurs mit der Erde. Mutmaßlicher Einschlagpunkt: ein kleiner Vorort Gelsenkirchens mit Namen Dortmund. Oder Köln? Ein Vorort von Gelsenkirchen jedenfalls. Und damit das Chaos perfekt ist, wird auch der Flughafen Berlin-Brandenburg eröffnet. Das untrüglichste Zeichen für den bevorstehenden Weltuntergang: die Eröffnung des BBI

Aber ich schweife ab. All die vorgenannten Dinge passieren also und das auch noch zu einem simultanen Zeitpunkt. Das Ende der Menschheit ist besiegelt. Wir werden ertränkt, zerschmettert, verbrannt und stürzen mit dem Flugzeug ab. Doch es gibt Überlebende.

Da ist zum Beispiel Heiner Christian Nerdinger (37), der im Keller des Hauses seiner Mutter sitzt und mit Alma Georgia Alvarez (23) aus Ohio via Facebook chattet. Die Kommunikation mit Alma Geogia bricht gegen 23:48:23 Uhr MEZ ab, Alma antwortet nicht mehr. Gegen 02:38:04 Uhr MEZ bricht Heiner Christians Internetleitung zusammen.

Da ist “Großfürst Igor Konantschik”, ein Nachtelfkrieger. Gegen 0:03 Uhr MEZ verschwinden auf unerklärliche Weise all seine Gegner, die eben noch verzweifelt versuchten, den gefürchtetsten Krieger Azeroths endlich zu töten. Großfürst Igor glaubt fest daran, dass sein Ruf ihm vorauseilt. Nur eineinhalb Kilometer entfernt lacht der Level 1-Schurke “Kleinfuß” begeistert auf, denn der mit Abstand gefährlichste Bewohner der World of Warcraft-Welt “floh” direkt vor seinen Augen.

Genau 02:05:44 Uhr UTC bekommen “fieldmaster23″, “gunboy95″ und “camperkiller88″ die Meldung, dass die Verbindung zu ihrem Counter-Strike-Server abgebrochen sei. Unglücklicherweise funktioniert auch kein anderer Server.

Pünktlich 06:00 Uhr treten all diese Personen auf die Straße und sehen, warum Azeroth plötzlich menschenleer war, keine virtuellen Geiseln mehr befreit werden konnten und die Facebook-Timeline nicht um die Frage “WTF geht FB nicht mehr?” ergänzt werden konnte. Gerade läuft das letzte Wasser wieder ab und löscht dabei die restlichen Brände, die durch Vulkanausbrüche, Asteroideneinschläge und Probleme mit dem Brandschutz auf dem BBI entstanden waren. Es herrscht Totenstille. Keine Straßenlaterne glimmt auch nur. Keine Elektrizität, kein Telefon, kein Radio. Kein Internet.

Aber es gibt Überlebende. All die Nerds und Geeks, die wir heute so schnöde verlachen, tragen das Erbe der Menschheit in die Zukunft. Sie lernen zu jagen, sie lernen Feuer zu machen. Unterkunft können sie in dem beziehen, was von den Städten noch übrig ist. Zwar ist die Menschheit wieder in der Steinzeit angekommen, aber das wird schon wieder. Hollywood hat uns oft genug gezeigt, dass die Menschheit eine zweite Steinzeit überlebt.

Es gibt nur einen Unterschied zu den Hollywoodvisionen: Die Menschen sind dort noch der Sprache mächtig. In der Realität aber? Während Snake Plisken und Mad Max noch “Was zur Hölle ist hier los?” sagten, bringt es Heiner Christian Nerdinger gerade auf ein “WTF?” Niemand bringt mehr einen echten Fluch über die Lippen. Es wird bestenfalls ein “F**k!”, denn im Netz darf man nicht fluchen und eine andere Form der Kommunikation ist den Überlebenden nicht geläufig.

Ja, die Menschheit ist wieder in der Steinzeit. Ja, die Kommunikation ist der Sprache der Steinzeit nicht unähnlich. Aber etwas hat überlebt! Und die Sprache? Die rudimentäre Sprache? Ist weltweit einheitlich.

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1 Gedanke zu “Die wahren Retter der Menschheit

  1. Meister,

    ist ein Leben ohne Internet und Handy überhaupt noch
    zu realisieren ? Ist so ein Leben lebenswert, wünschenswert und denkbar für die Nerds dieser Welt ?

    Ich behaupte, dass es ohne die Hilfe von Silver-Surfern und Digital Immigranten nie und nimmer funktionieren kann. Der Nerd allein sichert nicht den Fortbestand unserer Art
    nach einem Weltuntergang.

    Ein Silver Surfer muss den Nerd ganz behutsam an die Hand nehmen und sanft führen. Nur ein Silver Surfer weiß, wie befreiend ein Leben ohne Internet sein kann. So befreiend wie Holzhacken an einem eisigen Sonntag Morgen im Winter.

    Offline leben. Nur offline leben. Wie war das nochmal ?
    Meister, wir sollten Kurse anbieten. Wochenendseminare zu diesem Thema.

    Mitzubringen ist ein Schlafsack. Grundbegriffe sollen zunächst
    vermittelt werden. Mit Powerpointpräsentationen ! Verschiedene Alternativen von einem offline Leben werden praktisch geübt. Unter Aufsicht selbstverständlich.
    Kein Kursteilnehmer bleibt sich selbst überlassen und allein !
    Videoaufzeichnungen werden helfen, das Erlernte schnell, gründlich und nachhaltig zu vertiefen.

    Rollenspiele, praktische Übungen…. Ja, wie war das nochmal mit dem offline Leben ? Wer erinnert sich noch daran ?

    Dunkelfürstin

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