In unserer schönen Welt geht nichts ohne Gutachten. Und in der Tat bedingt auch der Weltuntergang, dass Dinge begutachtet werden. So verlangt die Frage nach Klärung: Wenn die Erde untergeht, gibt es dann eine Panik?
Da die Frage nach einer allgemeinen, partiellen oder nicht vorhandenen Panik für den Ablauf des Weltunterganges von essentieller Bedeutung ist, gaben wir, die Gemeinde des Weltunterganges, ein entsprechenden Gutachtens über die Wahrscheinlichkeit des Auftretens unkoordinierter und spontaner Ausbrüche wilden Schreiens, Durcheinanderrennens in Einheit mit anarchischen Auswüchsen in Auftrag. Als durchführendes Büro wählten wir die auf Zwangsläufigkeiten spezialisierte Dipl.At. Anna Nicole Anke.
Das Gutachten liegt nunmehr vor und wird der Öffentlichkeit wie folgt zur gefälligen Kenntnis gegeben:
G U T A C H T E N über die Wahrscheinlichkeit zwangsläufiger allgemeiner, partieller oder nicht auftretender Panik im Rahmen des Weltunterganges
Harmageddon, 28. Oktober 2012 Dieses Gutachten wurde namens und im Auftrag der Weltuntergangs- gemeinde erstellt und nach bestem Wissen gewissenlos verfälscht. Die Erstellung des Gutachtens erfolgte unabhängig vom Wetter, parteilos und weisheitsfrei. Ziel des Gutachtens ist, den Veranstaltern des Weltunterganges erste Anhaltspunkte zu verschaffen, ob und wo im Zusammenhang mit der Welt Ende Panik auftreten könnte. Ziel des Gutachtens ist nicht, Maßnahmen zur Vermeidung, Förde- rung oder zum Umgang mit auftretender Panik vorzuschlagen. Hier- für ist ein gesondertes Gutachten zu erstellen. Ausgangssituation: Es wurde für den 21. Dezember der Untergang der uns bekannten Welt avisiert. Für den Fall der Verhinderung des Weltunterganges selbst oder maßgeblich hieran zu beteiligender Personen, insbe- sondere Götter, Dämonen, Menschen und apokalyptische Reiter, stehen Ersatztermine zur Verfügung. Der Weltuntergang wird nicht an vereinzelten Orten sondern in 99,9835% der Welt simultan stattfinden. Ausgenommen vom Welt- untergang sind einzig ein kleines gallisches Dorf, das allem und jedem erfolgreich Widerstand leistet und das Anwesen eines gewissen C. Norris in Texas. Vor diesem Hintergrund waren demografische Betrachtungen ver- schiedener Bevölkerungsgruppen in verschiedenen Teilen der Erde notwendig. Hierzu wurden exemplarisch folgende Bevölkerungsgrup- pen und Einzugsgebiete herausgegriffen: 1.) Spiritualisten: Bei der Betrachtung der Spiritualisten ist zwischen echten und Getränkespiritualisten zu unterscheiden, die in ihrer Verhaltensweise stark voneinander ab- weichen. Getränkespiritualisten sammeln sich in Gruppen zum Zweck des Konsums nach traditionellen Rezepten her- gestellter Tränke. Durch die Wirkung des Geistes dieser Tränke erlangen sie alsbald einen Zustand inneren Gleichgewichtes und äußeren Ungleichgewich- tes. Hierdurch schweben sie fern jeglicher Panik. Echte Spiritualisten befinden sich ohnehin in einem Zustande vollkommener Balance. Auch sie finden sich in Gruppen zusammen und blicken dem Weltuntergang sowie ihrem spirituellen Aufstiege gelassen und freudig entgegen.Es kann insofern als gesichert gelten, dass seitens der Spiritualisten nicht mit Panik zu rechnen ist. 2.) Atheisten: Der Atheist glaubt an gar nichts und hängt an seinem irdischen Leben. Um nichts in der Welt möchte er dieses Leben aufgeben. Grundsätzlich ist seitens der Atheisten mit Panik zu rechnen, deren Wahrschein- lichkeit direkt proprtional zum Grad des Atheismus des Atheismus ist. Das höchste Panikpotential er- reicht der Atheist bei einem Atheismuslevel von 9. Level-11-Atheisten wiederum haben ein Höchstmaß an Aufklärung erreicht und erkennen a) die Unabwendbarkeit der Dinge, vor allem des Weltunterganges b) dass sie genau dorthin gehen, wo sie herkamen, nämlich ins Nichts, so dass ihnen c) alles im Grunde egal ist.
Von Atheisten ab Level 11 geht also keine Gefahr von Panik aus. 3.) Wissenschaftsgläubige: Der Wissenschaftgläubige wird zunächst ruhig blei- ben, denn er glaubt, nein er weiß, dass die Wissen- schaft einen Weg finden wird, den Untergang der Welt zu verhindern oder zumindest das Überleben der Menschheit zu sichern. Je höher die Wissen- schaftsgläubigkeit des Individuums ist, desto ru- higer wird es sich verhalten. Jedoch ist bei der Bevölkerungsgruppe der Wissen- schaftsgläubigen das Panikpotential auch unbedingt in Relation zur Zeit zu betrachten. Je näher der Weltuntergang rückt, ohne dass eine Lösung seitens der Wissenschaft vorliegt, desto unruhiger wird der Wissenschaftsgläubige. Hieraus resultiert ein erheblich gesteigertes Panikpotential.Im Kreise der Wissenschaftsgläubigen ist dahereine Panik nicht grundsätzlich auszuschließen. Einzig der Umstand, dass der Hauptteil der Wissenschafts- gläubigen aus hochstufigen Atheisten besteht (> Level 9), lässt die Wahrscheinlichkeit einer Panik hier wieder gegen 0,12 sinken.
Glaubens-/Unglaubensanteil innerhalb der Wissenschaftsgläubigen 4.) Wissenschaftler: Weder der Weltuntergang selbst noch, was nach dem Untergang geschieht, ist mit den heutigen Mitteln der Wissenschaft auf theoretischer Basis beweis- und berechenbar. Dieser Umstand wirkt beängstigend auf den Wissenschaftler. Da er sich dem logischen Begreifen des Wissenschaftlers entzieht, wirkt der Weltuntergang auf diesen in hohem Maße beängstigend. Im Kreis der Wissenschaftler ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit (> 33,8%) mit Panik zu rechnen. Analog den Atheisten gibt es jedoch eine Grenze, ab der der Wissenschaftler sich jeglicher Panik versagt. Ab einem Schwellwert des Theoretikertums von 0,9 Cooper, der in akribischer statistischer Erhebung willkürlich als Schwelle festgelegt wurde, wird der Wissenschaftler verbissen bis zum letzten Augenblick kühlen Kopfes und mit logischsten Mit- teln versuchen, den Weltuntergang zu beweisen und mittels des Theorems über die Zerstreung der Zeit und die Beugung der Tatsachen zu berechnen oder zumindest mit 99%iger Wahrscheinlichkeit zu schät- zen, was nach dem Weltuntergang geschieht. Eine solche Vorgehensweise entspricht dem natürlichen Denken des theoretischen Wissenschaftlers, der in seiner Genialität unter Umständen sogar einen theo- retischen Weg findet, den Weltuntergang zu verhin- dern. Aufgrund seiner Eigentschaften als Theore- tiker wird der Wissenschaftler zwar nicht in der Lage sein, seine Theorie in die Praxis umzusetzen, ist aber jedenfalls beschäftigt und hat keinerlei Gelegenheit, in Panik zu verfallen.
5.) Hobbygärtner: Dem Hobbygärtner ist insbesondere eines wichtig: dass seinen Pflanzen nur ja nichts geschehe. Auch zeigte sich der durchschnittliche Hobbygärtner in repräsentationsfreien Befragungen besorgt, wer nach dem Weltuntergang die Möhren gießt und im Herbst das Laub zusammenfegt. Jedoch sind Hobbygärtner in jedem Fall in Klein- gartensparten organisiert, welche zeitnah Ver- sammlungen einberufen, auf welchen die postapo- kalyptischen Aufgaben gerecht verteilt werden. Zwar wächst mit der Größe der Sparte auch der Um- fang der Aufgaben, gleichzeitig verhält sich die Zahl der für die Aufgaben verfügbaren Personen ebenfalls direkt proportional zur Größe der Sparte. Auf diese Weise ist der eventuelle Ausfall einer auserwählten Person nach dem Weltuntergang relativ leicht zu kompensieren. Basierend auf der Organisationsstruktur der Hobby- gärtner und ihrer Fähigkeit, alles in Ruhe und klar zu regeln, ist hier also nicht mit Panik zu rechnen. In der zusammenfassenden Analyse der obigen Daten lässt sich feststellen, dass ein gewisses Potential für das Auftreten einer allgemeinen oder partiellen Panik durchaus gegeben ist. Mit einer überwiegenden Wahrscheinlichkeit von 66,6% kann jedoch mit Sicher- heit gesagt werden, dass es keine Panik geben wird. Anna Nicole Anke Dipl.At.